01.04.2007, 17:29 | Suchen
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Maske siegt mit seinen alten Waffen
München - Um 1:25 Uhr erschien der "Gentleman" im feinen Zwirn zur Pressekonferenz.
Sonderlich lädiert sah Henry Maske nicht aus - und das war fast schon das größte Kompliment, das man ihm machen konnte.
Viele Experten hatten Maske von dem Revanche-Fight gegen Virgil Hill abgeraten, Ärzte hatten nach der langen Ringabstinenz des Ex-Weltmeisters lautstark vor der Gefahr einer schweren Verletzung gewarnt.
Doch am Ende durfte man feststellen: Maske kann auch mit 43 Jahren immer noch gut auf sich aufpassen.
Scharte ausgewetzt
Er besiegte Cruisergewichts-Weltmeister Hill dank einer taktisch disziplinierten Leistung klar nach Punkten und hat damit die Scharte ausgewetzt, die ihm offenbar zehn Jahre lang keine Ruhe gelassen hat.
Von Genugtuung wollte Maske hinterher nicht sprechen. Aber "ich habe jetzt den Abschluss einer Karriere, den sie verdient hat". Er tritt mit 31 Siegen in 32 Profikämpfen ab.
"Er hat es mit 43 Jahren geschafft, die Sache zu korrigieren", bilanzierte Trainer Manfred Wolke.
Abwarten und belauern
Ein mitreißender Kampf war es nicht. Beide belauerten sich über weite Strecken, warteten manchmal wie zwei Steher beim Bahnradfahren auf die Initiative des anderen.
Reaktion statt Aktion war lange Zeit der dominierende Gedanke des Kampfes. Und Maske ist da nach wie vor ein Meister seines Fachs.
"Henry war schon immer ein Defensivkünstler"
"Das war ein Lehrbeispiel dafür, wie man dem Boxen die Härte nimmt und es zu einer Kopfsportart macht", sagte Wolke mit zufriedener Miene.
Matchmaker Jean-Marcel Nartz formulierte dasselbe mit anderen Worten: "Henry war schon immer ein Defensivkünstler. Das war Fechten mit den Fäusten und keine Schlägerei. Das sieht vielleicht nicht immer gut aus, ist aber erfolgreich."
"Nicht so actionreich"
Wolke gab zu, dass der Fight, auch resultierend aus der defensiv angelegten Kampfführung seines Schützlings, "nicht so actionreich" war.
"Für die Zuschauer war es manchmal anstrengend", gestand Maske.
Doch der Zweck heiligt die Mittel. Das war die Marschroute, die Wolke und Maske ausbaldowert hatten: In Ruhe auf die richtigen Momente warten.
Maske hielt sich Hill geschickt vom Leib und kam mit seinen Kontern immer wieder zu Treffern. Der Deutsche siegte letztlich mit seinen alten Waffen.
Hill mit blutender Wunde
Hill sprach hinterher von einem besseren Plan, den sich der Deutsche für den Kampf zurechtgelegt habe, und tupfte sich mit einem Taschentuch immer wieder auf die immer noch leicht blutende Wunde über dem Auge.
In der achten Runde waren die beiden Kontrahenten mit den Köpfen zusammengerasselt. Der unverletzt gebliebene Maske bekam regelkonform einen Punktabzug. Dass die Aktion unabsichtlich vonstatten ging, tat in dem Fall nichts zur Sache.
"Am Ende war Henry der Master im Ring"
Bis zu diesem Zeitpunkt war noch keine Entscheidung über den Ausgang des Fights gefallen, doch von dem Moment an zog sich Hill zurück.
Maske wurde aktiver, auch angetrieben vom Publikum in der Münchner Olympiahalle, und bestimmte die letzten Runden eindeutig. "Am Ende war Henry der Master im Ring", urteilte Nartz.
Hill ein fairer Verlierer
Es ehrt Hill, dass er den Cut hinterher nicht als Entschuldigung angeführt hat, "das ist nicht mein Stil". Er gratulierte Maske stattdessen zum "verdienten Sieg".
Der 43-jährige Deutsche war überglücklich. "Ich habe mir schon vor zehn Jahren gewünscht, so abzutreten", sagte er.
Nun kann er das Kapitel Virgil Hill guten Gewissens schließen. Nartz: "Jetzt kann er ruhig schlafen."
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