02.02.2007, 15:29 |
Beitrag #136 |
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Köln/Königswinter - Bei der Handball-WM ist es zum Eklat gekommen: Wie Sport1.de erfuhr, wurde ein Schiedsrichter am Donnerstagabend im offiziellen Hotel der Referees und Spieler in Königswinter tätlich angegriffen. Daraufhin wurden die Unparteiischen in einer Nacht- und Nebelaktion vom Weltverband in ein anderes Hotel in Bonn ausquartiert.
Am Freitagvormittag bestätigte der deutsche Schiedsrichter Bernd Ulrich gegenüber Sport1.de, dass alle Referees "Hals über Kopf" das Hotel in Königswinter verlassen mussten.
"Was passiert ist, darf nicht sein", sagte der Magdeburger, der gemeinsam mit seinem Partner Frank Lemme seit Jahren zu den besten Handball-Schiedsrichtern der Welt zählt.
Schlag in den Rücken
Offenbar soll der norwegische Schiedsrichter Kenneth Abrahamson von einem französisch sprechenden Mann einen Schlag in den Rücken bekommen haben.
Die Person soll der Delegation des zweimaligen Weltmeisters angehören. Von der IHF gab es noch keine Stellungnahme.
Eine Verwechslung?
Bei dem Angriff dürfte es sich jedoch um eine Verwechslung gehandelt haben.
Schließlich wurde die Partie das Halbfinale Frankreich gegen Deutschland (31:32 nach zweimaliger Verlängerung) von den Schweden Hakansson/Nilsson geleitet.
Beide zogen sich den Unmut der Franzosen zu, weil sie in der Schlussphase der zweiten Verlängerung einen Treffer von Michael Guigou nicht gegeben hatten.
Betrugsvorwürfe von Onesta
Der französische Nationaltrainer Claude Onesta erhob nach der Schlappe in Köln sogar Betrugsvorwürfe und erschien nicht zur offiziellen Pressekonferenz.
"Das war eindeutig eine WM von Deutschen für die Deutschen mit Unterstützung des internationalen Verbandes", sagte er der Zeitung "Ouest France".
Rückendeckung von Frankreichs Presse
Rückendeckung erhielt Onesta nach dem Krimi in der Domstadt von der französischen Presse.
"Die Schiedsrichter müssen niemandem Rechenschaft ablegen. Man kann sich aber gut vorstellen, wie sie hinter einem Duschvorhang sitzen und das Für und Wider mit den 19.000 Zuschauern abwägen. Das Tor ist ungültig, sagen sie", schrieb die Zeitung "Liberation" in Anspielung auf den vermeintlichen Ausgleich von Michael Guigou kurz vor dem Spielende.
"Courrier de l'Ouest" titelte: "Das war so grausam. Die Blauen haben gegen die Zuschauer und ein Schiedsrichtergespann gespielt, das am Ende den Deutschen half."
Empörung unter den Schiedsrichtern
In Schiedsrichterkreisen ist man empört über das Verhalten der französischen Delegation. Ulrich macht dafür aber auch die außergewöhnliche Situation verantwortlich, dass die "Männer in schwarz" im selben Quartier wie die Spanier, Kroaten und Franzosen untergebracht sind.
"So etwas gab es bei anderen Weltmeisterschaften nicht", berichtete Ulrich im Gespräch mit Sport1.de. Die Manipulationsvorwürfe weist er zurück: "Das ist falsch."
Französisches Verhalten für Brand "skandalös"
Auch Bundestrainer Heiner Brand äußerte sich noch einmal entsetzt.
Das Verhalten der Franzosen könne er nicht nachvollziehen, so Brand. "Wenn die Schiedsrichter nur halb so objektiv in Frankreich bei der WM 2001 gewesen wären wie jetzt, wäre Frankreich nicht unter die ersten Zehn gekommen", sagte der Gummersbacher auf Nachfrage von Sport1.de.
"Es ist skandalös, dass sie jetzt so den Mund aufmachen."
Frankreich besiegte vor sechs Jahren unter anderem die deutsche Mannschaft im Viertelfinale nach Verlängerung und wurde später Weltmeister.
"Sieg gegen Dänemark die beste Antwort"
Während sich Brand mit der deutschen Auswahl auf das Finale gegen Polen vorbereitet, blicken die enttäuschten Franzosen dem Spiel um Platz drei am Sonntag gegen den EM-Dritten Dänemark entgegen.
"Die beste Antwort, die wir der deutschen Öffentlichkeit und dem internationalen Verband geben können, ist ein Sieg im Spiel um Bronze", meinte Onesta.
Quelle:www.sport1.de | |