09.02.2007, 07:59 |
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Rom/Catania - Fünf "Geisterspiele" in Italiens Serie A: Der Tod des Polizisten Filippo Raciti am vergangenen Freitag bei Krawallen im sizilianischen Catania führt auch an diesem Wochenende zu einschneidenden Maßnahmen im italienischen Fußball.
Fünf Duelle im italienischen Fußball-Oberhaus, AC Mailand - Livorno Calcio, Chievo Verona - Inter Mailand, AC Florenz - Udinese Calcio, FC Messina - Catania Calcio und Atalanta Bergamo - Lazio Rom, finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil die Stadien, in denen die Begegnungen stattfinden, den Sicherheitsstandards der Regierung nicht entsprechen.
Meister und Tabellenführer Inter ist somit ebenso betroffen wie der Lokalrivale Milan.
Mit Zuschauern in den Arenen werden die Spiele AS Rom - FC Parma, US Palermo - FC Empoli, Cagliari Calcio - AC Siena, FC Turin - Reggina Calcio und Sampdoria Genua - Ascoli Calcio ausgetragen.
Klubchefs wittern Wettbewerbsverzerrung
Dies beschloss das Beobachtungszentrum für die Sicherheit der Stadien im italienischen Innenministerium am Donnerstag.
Nur sechs Stadien erfüllen die Sicherheitsvorgaben. Die Fußball-Klubchefs drohten wegen des strengen Maßnahmenpakets der Regierung mit Streik, darüber wird auch im Lager der Profis diskutiert.
Die Kicker befürchten eine Wettbewerbsverzerrung.
Lucarelli ruft zum Streik auf
Als Erster rief am Donnerstagabend Livornos Stürmer Cristiano Lucarelli zum Streik auf.
"Wir respektieren die Entscheidung der Regierung. Aber wir können nicht akzeptieren, dass manche Teams ohne Zuschauer spielen und andere vor vollen Rängen", so Lucarelli.
"Deshalb sollten wir überlegen, noch einen Sonntag länger ganz auszusetzen. Die Klub-Präsidenten haben uns bei der Spielergewerkschaft schon gefragt, ob wir bereit für einen Streik sind. Und wir haben ja gesagt."
Zieht Milan nach Genf um?
Unterdessen kündigte der neue Uefa-Präsident Michel Platini für Freitag ein Treffen mit den italienischen Offiziellen an, um zu prüfen, welche Stadien für die Austragung von internationalen Spielen geeignet sind.
Der AC Mailand hat bereits angekündigt, sein Achtelfinal-Heimspiel der Champions League gegen den schottischen Fußballmeister Celtic Glasgow in Genf oder in Newcastle austragen.
"Wir können entweder unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen oder auf neutralem Boden", sagte Klub-Chef Adriano Galliani nach einem Treffen mit Platini und ergänzte: "Genf und Newcastle haben uns ihre Stadien schon als Ausweichstätten angeboten."
Verwirrung um Tatverdächtigen
Unterdessen gibt es große Verwirrung um den 17 Jahre alten Hooligan, der am Dienstag als Tatverdächtiger im Mordfall Raciti festgenommen worden war.
TV-Sender berichteten unter Berufung auf Justizkreise zunächst, er habe die Tat gestanden. Der Anwalt des Jugendlichen dementierte dies jedoch umgehend.
Die Ermittler erkannten in ihm den Rowdy, der Raciti mit einem Waschbecken die tödlichen Verletzungen zugefügt haben soll.
Das Waschbecken wurde aus den Toilettenanlagen der Kurve Nord des Stadions "Angelo Massimino" herausgerissen.
Viele minderjährige Straftäter
Die Zahl der wegen der Ausschreitungen in Sizilien festgenommenen Personen ist mittlerweile auf 41 gestiegen. Zu ihnen zählen insgesamt 15 Minderjährige.
Die Polizei hatte Videoaufnahmen überprüft, um den vermeintlichen Täter zu identifizieren.
Napoli-Boss für Spiel-Stopp
Die italienischen Vereins-Chefs protestieren unterdessen massiv gegen das von der Regierung am Donnerstagabend beschlossene Sicherheitspaket und drohen sogar mit Streik.
Die Vereinspräsidenten stemmen sich gegen den Beschluss des Kabinetts, Fußball-Begegnungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen zu lassen, wenn die Stadien den Sicherheitsstandards nicht entsprechen.
"Es ist besser, die Meisterschaft zu stoppen, als die Zuschauer auszuschließen", erklärte der Chef des Zweitligisten SSC Neapel, Aurelio De Laurentiis.
Lucarelli befürchtet "Verzerrungen"
Der Präsident des Serie-A-Klubs Reggina, Calcio Lillo Foti, forderte einen Streik der Klubs. "Ohne Zuschauer kann man nicht mehr von einem Sportevent sprechen."
Auch im Lager der Profi-Fußballer wird offenbar über einen Streik aus Protest gegen die "Geisterspiele" nachgedacht.
"Die Klubchef haben den AIC gefragt, ob wir zu einem weiteren Sonntagsstopp bereit sind. Wir haben mit ja geantwortet. Wir befinden uns in der letzten Phase der Meisterschaft. Verzerrungen drohen, wenn man in Stadien mit vollen Tribünen oder vor leeren Rängen spielt", meinte Lucarelli.
"Gewalttätige isolieren"
Sportministerin Giovanna Melandri forderte dagegen zu verantwortlichem Handeln auf.
"Die Regierung hat in diesen schwierigen Stunden viel geleistet, um die Sicherheit mit den Bedürfnissen der Fußballwelt, der Klubs und der Millionen von Fans zu verbinden", sagte Melandri.
Die Kooperation der Klubs mit der Regierung sei ausschlaggebend, um diese schwierige Lage zu bewältigen.
"Die Gewalttätigen zu isolieren und für sichere Stadien zu sorgen, muss ein gemeinsames Ziel sei, das wir gemeinsam erreichen können", sagte Melandri.
Quelle:www.sport1.de | |