20.11.2006, 20:59 |
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München - "Latte, Pfosten, auf der Linie gerettet, gleich zwei Mal Pfosten. Ich könnte das endlos fortsetzen", stöhnt Adriano Galliani.
Galliani ist Vizepräsident des AC Mailands und muss sich seit Wochen erklären.
Zwölf Spieltage sind in der Serie A gespielt, und Milan dümpelt in den Niederungen des Calcio: Nur vier Siege, Rang 15 in der Tabelle.
Selbst in einem bereinigten Ranking mit den acht abgezogenen Punkten aus dem Manipulationsskandal wäre man lediglich Neunter, punktgleich mit Klubs wie Siena und Catania. "Schon ein ungewohntes Bild", gab selbst Kapitän Paolo Maldini kleinlaut zu.
Zehn Mal Pfosten
Gemeinhin bezeichnet man das wohl als Krise. Doch in Mailand gibt man sich gerne spitzfindig. Bloß nicht dieses unschöne Wort in den Mund nehmen.
Die Verantwortlichen parlieren lieber von schwieriger Situation oder unglücklichen Umständen.
Zehn Mal habe man in dieser Saison schon Latte oder Pfosten getroffen, rechnet Galliani vor, zuletzt zwei Mal beim 0:0 in Empoli.
Immerhin, so Maldini, habe man beim Gastspiel in der Toskana "den ersten Schritt aus dieser misslichen Situation gemacht." Frei nach dem Motto: Nach drei Niederlagen in Folge wenigstens nicht verloren.
Senioren-Abwehr
Allein mit ausbleibendem Glück lässt sich die diffizile Situation jedoch nicht erklären. Die Probleme der Mailänder sind vielschichtig.
Die Abwehr ist zu alt, die Verletztenliste lang, das Überraschungsmoment fehlt und vor allem treffen die Stürmer nicht.
Gegen Empoli etwa musste Coach Carlo Ancelotti auf Genaro Gattuso, Massimo Ambrosini und die Abwehrspieler Serginho, Kacha Kaladse, Alessandro Nesta und Giuseppe Favalli verzichten. So bildeten Alessandro Costacurta (40) und Maldini (38) die Innenverteidigung.
"Nach der WM hatten wir nur sieben Tage frei", klagt Nesta. "Wir sind einfach müde. So passieren auch schneller Verletzungen."
Nur drei Stürmer-Tore
Weit dramatischer allerdings ist die Situation im Sturm. Elf Tore hat Milan in der Serie A geschossen, lediglich dreimal trafen etatmäßige Angreifer.
Ricardo Oliviera, den man vor der Saison für den abgewanderten Andrej Schewtschenko von Betis Sevilla nach Mailand lotste, kommt ebenso wenig in Tritt wie Alberto Gilardino und Filippo Inzaghi.
Im Winter werde man sich deswegen umschauen, heißt es in Mailand, vor allem in Südamerika hofft Talentscout Leonardo fündig zu werden.
Gerüchte im Blätterwald
Seit Wochen geistern zudem Gerüchte durch die Gazetten: Berlusconi bastele an der Rückkehr von Schewtschenko, auch den Manager von Ronaldinho soll er kontaktiert haben.
Und für Ancelotti stehe schon Marcello Lippi bereit. Seinen Wunschzettel mit illustren Spielernamen soll dieser Berlusconi schon zukommen lassen haben. Die Dementi aus der Mailänder Via Turati folgten auf dem Fuße.
"Niemand vergreift sich an unserem Carletto", hatte Berlusconi jüngst gewarnt. Vom Cavaliere kennt man allerdings auch andere Worte. "Jedes Jahr ohne Titel ist ein verlorenes Jahr", hat er mal gesagt.
Und so sehnt man bei Milan dieser Tage jeden Champions-League-Spieltag herbei. Die Königsklasse soll den gebeutelten Stars die ausbleibenden Erfolgserlebnisse bescheren.
Erinnerungen an 2002/2003
Die Gruppe H führen die Mailänder souverän an. Nur noch ein Punkt fehlt zum vorzeitigen Weiterkommen.
Den internationalen Wettbewerb erklärte Galliani prompt auch zum wichtigsten Saisonziel: "Da sind wir top. Betrachtet man die letzten fünf Jahre, führen wir das Uefa-Ranking an. Also, was soll dieses Krisengerede?"
Und weil man sich so schön an Erinnerungen aufrichten kann, erzählt Maldini von der Saison vor vier Jahren: "2002/2003 hatten wir auch Probleme in der Meisterschaft. Und was ist am Ende raus gekommen? Am Ende haben wir die Champions-League gewonnen."
Quelle:www.sport1.de | |