10.05.2012, 15:40 | Suchen
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| | Atletico Madrid gewinnt die Europa League – Geld schießt eben doch Tore, auch wenn es eigentlich gar nicht vorhanden ist
Ein glorreicher Abend für die „Rojiblancos“, wie schon 2010 in Hamburg, gewinnt Atletico Madrid auch 2012 im rein spanischen Finale von Bukarest die Europa League. Matchwinner war wieder einmal Radamel Falcao, der die „Colchoneros“ nicht unverdient zum Titel schoss und, nach 17 Treffern in der vorangegangenen Saison, insgesamt wieder auf starke 12 Tore in der EL kommt. Der 40-Millionen-Euro-Mann beweist: Geld schießt eben doch Tore!
Und genau hier kommen wir zum zweiten Teil meiner Überschrift, denn Falcao wurde mit Geld bezahlt, das eigentlich gar nicht vorhanden sein dürfte, auch wenn der Verein diese Saison sogar mit einer positiven Transferbilanz abschloss – und dennoch allein 155 Millionen Euro Schulden beim spanischen Finanzamt vorweisen kann. Und damit ist der Hauptstadtclub bei weitem nicht allein:
Champions-League-Dauergast Valencia hat sogar einen Schuldenberg von mehr als einer halben Milliarde Euro angehäuft, trotz der Verkäufe von Stars wie David Silva oder David Villa konnte diese Last kaum getilgt werden, was auch daran liegt, dass Valencia trotz der massiven finanziellen Probleme weiterhin einkauft und in dieser Spielzeit mehr als 30 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben hat!
Möglich machen eine solche irrationale Handlungsweise der spanische Staat und der spanische Fußballbund. Sportminister José Ignacio Wert meint: „Der spanische Fußball ist ein hohes Gut, das wir wirtschaftlich unterstützen müssen.“ Im Klartext: Die Schulden werden nicht eingetrieben, da „La Liga“ als Prestigeobjekt zu wichtig ist. Ein Freifahrtschein für die spanischen Clubs, von denen allein drei Viertel der Erstligisten Steuerschulden vorweisen können. Der Schuldenstand der gesamten Liga beläuft sich auf mehr als 750 Millionen Euro allein beim Finanzamt, dazu kommen noch einmal mehrere hundert Millionen Euro Schulden bei Banken und anderen Institutionen.
Und Besserung ist nicht in Sicht: Der spanische Staat verzichtet auf das Eintreiben der Schulden und gewährt darüber hinaus unfassbar geringe Steuersätze für die Stars der Liga, die gerade einmal 24% ihrer Spitzengehälter abdrücken müssen – zum Vergleich: Solch niedrige Steuern müssen in Spanien normalerweise nur Hilfsarbeiter zahlen. Eigentlich könnte man das Geld in Spanien gut gebrauchen, der Staat selbst steckt tief im Schuldensumpf und hat finanzielle Unterstützung von anderen europäischen Staaten in Aussicht, unter anderem von Deutschland. Dazu passend ein Zitat aus einem Bericht des ARD: „Und im Ernstfall zahlt dann der deutsche Fußball-Fan dafür, dass sein eigener Verein aus dem Wettbewerb fliegt.“
Dass die Primera Division keine Ausnahme darstellt, zeigen auch Beispiele aus anderen Top-Ligen. In England hat allein der FC Chelsea Schulden in Höhe von etwa 750 Millionen Euro – und steht dennoch im Finale der Champions League. Genau wie in der Serie A, belaufen sich die Verbindlichkeiten aller Vereine der Premier League zusammen auf weit mehr als 2 Milliarden Euro, Tendenz steigend! Dass dennoch alljährlich mit Geld um sich geworfen wird, machen hauptsächlich Investoren möglich, die ihren „Spielzeugen“ nicht selten Blankochecks ausstellen. Den Vereinen selbst ist in meinen Augen kein Vorwurf zu machen, wie ihr in der vorangegangen Ausgabe meines Blogs nachlesen könnt. Die Schuld an diesem Wahnsinn tragen diejenigen, die ihn finanzieren, Männer wie Silvio Berlusconi, „ohne den es Milan nicht mehr gäbe“ (Zitat Adriano Galliani, Geschäftsführer AC Mailand), oder Roman Abramowitsch, dem Gönner der bereits erwähnten „Blues“.
Dass es auch anders gehen kann, zeigt die Bundesliga. Natürlich gibt es auch hier verschuldete Vereine (Gesamtschuldenstand: ca. 500 Millionen Euro), doch man hat aus den Fehlern gelernt. Schalke, der Verein mit den höchsten Verbindlichkeiten, konnte seine Schulden zuletzt um etwa 30 Millionen tilgen und steht nun „nur“ noch mit etwa 164 Millionen Euro in der Kreide. Der Erfolg ist dennoch nicht abhanden gekommen, am Ende der abgelaufenen Saison stand Platz Drei in der Liga und die damit verbundene Qualifikation zur Champions League zu Buche – eine weitere Gelegenheit, den Berg abzutragen.
Auch Doppelmeister Borussia Dortmund kann auf eine unrühmliche Vergangenheit zurückblicken, in denen mit Geld um sich geworfen und etwa 170 Millionen an Defiziten angehäuft wurden. Doch man hat die drastische Kehrtwende geschafft, die Transferpolitik komplett umgekrempelt und ist nun größter Konkurrent von Branchenprimus Bayern München, nachdem man innerhalb von gut sieben Jahren mehr als 140 Millionen Euro Schulden abgebaut hat.
Wo wir gerade bei den Bayern sind: Genau diese führen Europa gerade vor, wie man Erfolg haben kann, auch ohne jedes Jahr Superstars zu verpflichten. Am 19. Mai haben sie die Chance, den begehrtesten Titel des europäischen Vereinsfußballs zu erringen und zu zeigen, dass man auch mit vernünftigem und sparsamen Wirtschaften in die Spitze der Top-Clubs vorstoßen kann.
Doch auf lange Sicht wird es weiterhin schwer für Bundesligisten sein, gegen Spitzenvereine aus anderen Ligen zu bestehen, sollte sich am System nichts ändern. Genau das ist die Aufgabe der UEFA, deren Financial-Fair-Play-Regelung zwar einen guten Ansatz, aber höchstwahrscheinlich nicht die Lösung darstellen wird: Zu viele Lücken und Schlupflöcher sind noch vorhanden, zumal die Einführung dieses neuen Leitsatzes immer wieder verschoben wird.
Es ist also nicht zu erwarten, dass sich die Situation in den nächsten Jahren ändern wird, sollten die einzelnen Verbände oder auch, wie im Falle Spaniens, Regierungen nicht endlich Maßnahmen ergreifen.
Bis dahin kann Falcao, dessen Ablösesumme dem Gesamtetat einiger Bundesligisten entspricht, also weiterhin den Schuldnerclub Atletico zu Titeln schießen. Bleibt zu hoffen, dass mit Bayern München wenigstens eine Ausnahme von der Regel in der Lage ist, den europäischen Wettbewerb aufzumischen.
| | 10.05.2012, 18:16 |
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So ist es | | 10.05.2012, 19:12 |
Beitrag #63 | |
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| | Zitat: So ist es | Das war ein sehr kurzer Kommentar zu einem sehr langen Artikel. Aber du hast recht. Der Artikel ist inhaltlich so, dass man eigentlich nichts mehr hinzufügen kann. Aufbau und Schreibstil gefallen mir hier übrigens besonders gut. Noch nicht einmal Rechtschreibfehler hab ich entdecken können und selbst an Satzzeichen wurde nicht gespart. | | 10.05.2012, 19:16 |
Beitrag #64 | |
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Puh, und ich dacht schon, da kommt nix mehr.^^
Vielen Dank für das Lob, sowas hab ich mir erhofft. | | 10.05.2012, 20:04 |
Beitrag #65 | |
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| | Zitat: Das war ein sehr kurzer Kommentar zu einem sehr langen Artikel. Aber du hast recht. Der Artikel ist inhaltlich so, dass man eigentlich nichts mehr hinzufügen kann. Aufbau und Schreibstil gefallen mir hier übrigens besonders gut. Noch nicht einmal Rechtschreibfehler hab ich entdecken können und selbst an Satzzeichen wurde nicht gespart. | Ich weiß nicht was ich groß dazu sagen soll da i h seine meinung genauso vertrete | | 10.05.2012, 20:33 |
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Wie bereits gesagt: Über Kommentare würd ich mich freuen, das ist wie bei Managerstories. | | 10.05.2012, 20:52 |
Beitrag #67 | |
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Naja gibs ja eig. wirklich nicht viel zu sagen. Objektiver und sachlicher Beitrag
Um Kommis zu bekommen bzw. eine Diskussion zu starten solltest du vlt. eher kurz zu einem Thema schreiben und dann ne Frage stellen, damit eben eine Diskussion entstehen kann | | 13.05.2012, 21:50 |
Beitrag #68 | |
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Guter Bericht, aber hat schalke nicht mehr also 50 Millionen abbauen können???
| | 13.05.2012, 22:32 |
Beitrag #69 | |
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Meiner Quelle nach nicht. 50 Millionen wären auch ziemlich viel für ein Jahr.
| | 13.05.2012, 22:47 |
Beitrag #70 | |
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Habe mal in den konzernbericht geguckt und es waren 35,5 mio, keien Ahnung was ich da im Kopf hatte.
In 10 Jahren soll Schalke weitestgehend Schuldenfrei sein, 10 Jahre ist ein langer weg. Oder wir gehen an die Börse was die Fans bestimmt nicht mit machen werden.
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