Berlin - Die Spieler trotteten ratlos vom Feld, die Fans forderten die Ablösung von Manager und Trainer.
Nach dem 1:1 (0:1) gegen Arminia Bielfeld hatte die Talfahrt von Hertha BSC Berlin einen erneuten Tiefpunkt erreicht.
Nur der Ausgleichstreffer des 20 Jahre alten Youngsters Patrick Ebert (72.) bewahrte die Mannschaft nach nun schon acht Liga-Spielen ohne Sieg vor der ganz großen Depression.
"Wir müssen mit dem Punkt zufrieden sein. Die Verunsicherung war nach dem 0:1 überall spürbar", sagte Mittelfeldspieler Yildiray Bastürk, der zumindest noch ansatzweise Normalform erreichte.
"Die ersten zehn Minuten waren ok, aber dann kam die Unsicherheit", meinte sein Kollege Pal Dardai. Der Ungar hatte sich lange Zeit am Fehlpass-Festival seiner Mannschaft beteiligt.
"Spieler haben ihre Aufgaben nicht erfüllt"
"Das Bemühen der Mannschaft war erkennbar, allerdings nicht erfolgreich. Einige Spieler haben ihre Aufgaben nicht erfüllt. Das war eine schwache Leistung", bilanzierte Manager Dieter Hoeneß.
Trainer Falko Götz verzichtete ebenfalls darauf, seine Spieler in Schutz zu nehmen: "Wir hatten eine hohe Fehlerquote und können froh sein, dass wir am Ende den Punkt geholt haben."
Hoeneß verweigert Aussagen über Götz' Zukunft
Die Wochen des Schönredens scheinen bei der Hertha endgültig der Vergangenheit anzugehören.
Mittlerweile reagiert man mit einer seltsamen Mischung aus öffentlicher Enttäuschung und zur Schau getragenen Gelassenheit auf Niederlagen.
Götz jedoch scheint trotz aller Pleiten und Pannen im Amt zu bleiben, auch wenn Hoeneß allen Fragen nach seiner Zukunft auswich: "Dazu gebe ich keine Auskunft."
"Bisher keine Krisensitzung"
Aufsichtsratschef Werner Gegenbauer stellte am Sonntag klar: "Egal was in den Zeitungen stand: Es gab bisher keine Krisensitzung. Das würden wir niemals am Abend nach einem Spiel machen, ohne vorher darüber geschlafen zu haben", sagte er.
Allerdings wolle man die Situation in den nächsten Tagen genau analysieren: "Natürlich werden wir miteinander reden müssen." Die Frage, ob der Verein mit Götz weitermache, wollte Gegenbauer indes nicht beantworten. Götz besitzt in Berlin noch einen Vertrag bis 2008.
Schlechtestes Rückrundenteam
Der Tabellenneunte Hertha ist seit acht Ligaspielen sieglos und damit das schlechteste Rückrundenteam. In der Vorsaison hatten die mit rund 45 Millionen Euro verschuldeten Berliner zu Götz gehalten, obwohl er mit seiner Mannschaft 13 Spiele in Folge ohne Sieg geblieben war. Angeblich stehen ihm bei einer vorzeitigen Entlassung bis zu einer Millionen Euro Abfindung zu.
Muss der Coach gehen, stünde Amateurtrainer Karsten Heine als kostengünstige Interimslösung bis zum Saisonende bereit.
Der Sündenbock darf ran
Überraschend spielte bei den Berlinern gegen Bielefeld von Beginn an Marko Pantelic, der in den Tagen zuvor noch zum Sündenbock für die Misere gestempelt worden war.
Ursprünglich hatte Götz gefordert, dass sich der Serbe im Training anbieten müsse. Pantelic trainierte verletzungsbedingt nicht, spielte aber trotzdem:
"Ich hatte am Tag zuvor ein gutes Gespräch mit ihm. Hätte er immer so gespielt wie heute, wären wir nicht in dieses Dilemma geraten", meinte Hoeneß.
Spielerischer Offenbarungseid
Erschreckend war die mangelnde Einsatzbereitschaft der Hausherren, die zeitweise einen spielerischen Offenbarungseid leisteten.
Ohne Mumm und Leidenschaft gingen viele Zweikämpfe verloren. Jung-Star Kevin Boateng war bis zu seiner Auswechselung (58.) ein Totalausfall.
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Simunic wieder indisponiert
Der negative Höhepunkt war jedoch die bereits zweite Gelb-Rote Karte in der laufenden Saison für Josip Simunic wegen eines völlig unnötigen Foulspiels (72.).
Ausgerechnet er ließ auch beim Führungstor der Bielefelder Radim Kucera ziehen.
Bereits in der Hinrunde sah der Kroate bei einem Gegentor schlecht aus, als er nach bei einer vermeintlichen Abseitsstellung das Spielen einstellte und Zuma unbehelligt einnetzen ließ.
Middendorp unzufrieden
Bielefeld präsentierte sich lange Zeit cleverer und war dem Sieg näher als die Gastgeber.
Mit der System-Umstellung auf ein Fünf-Mann-Mittelfeld ergaben sich für die Ostwestfalen immer wieder Überzahl-Situationen.
Neben dem Kopfballtor durch Kucera (19.) besaßen die Gäste in der ersten Halbzeit drei weitere Chancen. "Es war mehr drin für uns", sagte Bielefelds Coach Ernst Middendorp mit Recht.
Quelle:
www.sport1.de 
