13.01.2012, 16:15 |
Beitrag #1260 |
|
Beiträge: 6.376
| |
|
Beiträge: 6.376
Beiträge: 6.376
| |
Das Derby
Das Derby – keine Niederlage ist so schmerzlich, kein Sieg ist so schön, abgesehen von jeglicher Tabellensituation, abgesehen von welchem Wettbewerb und abgesehen ob in der Halle, auf dem Feld, auf dem Eis oder im Sand…
…die einzigartige Atmosphäre, die einen jeden Fußballfan am Tag dieses Spektakels, dass entweder eine Stadt oder sogar eine ganze Region zu einem Tollhaus mutieren lässt, erfasst ist unvergleichlich. Was würde doch jeder von uns für einen Sieg gegen den verhassten Konkurrenten geben. Wie sehr wird er verabscheut, wie gut kennt man nur seine Geschichte, seine Fans, seine Erfolge und seine größten Ausrutscher, wie sehr interessiert man sich für die Choreographien der Tifosi dieses Vereines, wiesehr durchsucht man Tage davor die Zeitungen nach berichten über den Kader jenes Vereines…das Derby ist so facettenreich, dass man es schon fast überhaupt nicht mehr in Worte fassen kann.
In einigen anderen Ländern, wo das Derby noch nicht dem allgemeinen Kommerz verfallen ist, werden schon Tage vor Beginn dieses Spiels aller Spiele die Kämpfe auf den Straßen ausgetragen, die rivalisierenden Fangruppen (bestes Beispiel ist das aktuelle Derby in Athen) schaukeln mit Wahnsinnsaktionen die gesamte Bevölkerung auf Derbyniveau!
Das erste Derby eines Fußballfans ist das unvergesslichste und vielleicht auch noch jenes in welchem man die bitterste Niederlage einstecken musste oder den schönsten Sieg einfahren konnte, leider wird es hierzulande immer mehr zu einer Alltagserscheinung, zu einem Spiel wie jedes andere auch. Dabei befinden sich potentielle Spitzenfanduelle darunter. Ob Graz, das Westderby oder DEM Derby Österreichs, jede der genannten Städte oder Regionen hat in ihrem Derby eine spezifische Brisanz und ein besonderes Flair. Ist es nicht immer wieder interessant den ganzen Tumult um die Duelle der Innsbrucker gegen die Salzburger zu beobachten oder die zauberhaften Choreographien und sanglichen Meisterwerke der beiden Wiener Kurven in den Derbys zu bestaunen?
Um ein wenig zu konkretisieren: In Wien hat man sicherlich kein Ambiente wie in Rom, Glasgow, Athen, Belgrad oder Mailand. Jedoch merkt man, dass in letzter Zeit die Kurven wieder mehr darin interessiert sind den Kräftevergleich in der Stadt zu suchen, wenn es schon das neutrale Publikum scheut im November auf ein Derby zu gehen, was eigentlich für eine Stadt mit so einer Fußballhistorie eine Katastrophe sein sollte…aber gut, wir sind ja vieles gewohnt, in dieser Hinsicht schockt uns wirklich absolut nichts mehr.
In anderen Gefilden beobachtet man eine Stunde vor Spielbeginn wie sich die rivalisierenden Gruppen und Kurven, oftmals getrennt durch ideologische und politische Einstellung, beißend ironische Spruchbänder „schenken“, die entweder mit Kopfschütteln oder mit wütendem Argumentieren empfangen werden, ein Szenario welches eigentlich eindrucksvoll genug belegt, wie wichtig so ein Spiel für die Leute ist oder zumindest sein sollte…
Man beobachtet Gesänge die in ihrer Intensität und ihrer Vollendung das durchschnittlich Gebotene in selbigen Kurven um ca. 100% übersteigen, man beobachtet nach dem Spiel wütende Aufeinandertreffen der verfeindeten Gruppen, man beobachtet Balljungen die von den Fans der anderen Mannschaft mit Sitzschalen und Feuerzeugen bombardiert werden, man beobachtet Spieler, Tribünen, Medien, eine Stadt, Region und ein ganzes Land, welche nur gebannt Richtung dieses Spiel blicken. Man beobachtet das DERBY! Sobald jemand den Sinn eines Derbys versteht, kann er voller Stolz von sich behaupten, dass er schon so ziemlich alles verstanden hat, um ein Fußballfan zu sein. Wenn es jemand nicht versteht, dann ist er in 99% der Fälle in die Kategorie „Frank Stronach“ einzugliedern.
Niemals vergessen, dass das Derby eines der wenigen Sachen ist, welches man uns aller Vorrausicht nach mit Willkür nie wegnehmen kann. Bis zum nächsten Mal, wenn man am Morgen des Derbytags die Augen öffnet und einem schon die Hasstiraden gegen den Gegner in den Kopf flattern, die Anspannung steigt und steigt und man weiß, was man an selbigem Erlebnis hat…
| |