19.08.2010, 15:02 |
Beitrag #88 |
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UEFA Champions League - Özil war gestern, hier kommt Hunt Auch ohne den abgewanderten Spielmacher Mesut Özil besiegten die Bremer Sampdoria Genua mit 3:1. Der unnötige Gegentreffer ärgerte die Grün-Weißen dabei mehr, als die ständigen Özil-Fragen. Schließlich hatten sie längst Ersatz für ihn gefunden. Die Zeit hatte nicht ausgereicht, und das, obwohl seit Wochen Tag und Nacht im Akkord geschuftet wurde. Daher glich das Weserstadion am Mittwochabend einer Großbaustelle, bei der an vielen Stellen noch improvisiert werden musste. Ähnlich erging es auch den Bremer Akteuren auf dem Rasen, die mehr als gegen Sampdoria Genua wohl vor allem gegen die Befürchtung ankämpften, der Abgang von Spielmacher Mesut Özil habe eine einzige Großbaustelle in ihrer Mannschaft hinterlassen. Hunt blühte auf Doch vermisst wurde der Real-Abwanderer an dem so wichtigen Abend für die Hanseaten kaum. "Für uns alle stand die Konzentration auf dieses Spiel seit Tagen ganz oben. Der einzige, bei dem es nicht ganz so war, war Mesut", stellte Kapitän Torsten Frings klar. Dass sich die Bremer Trauerarbeit so deutlich in Grenzen hielt, war besonders einem stark aufspielenden Aaron Hunt geschuldet, der auf der Özil-Position in der Raute regelrecht aufblühte. Trainer Thomas Schaaf lehnte die Bezeichnung "Ersatzmann" aber kategorisch ab, schließlich habe Hunt doch schon seit Jahren seine hervorragenden Fähigkeiten bewiesen. "Bei uns spielt keiner für einen Anderen. Jeder spielt, was er kann, was er hergibt. Basta", der Werder-Coach hatte gesprochen. "So spielbestimmend war Mesut auch nicht" Auch Sportdirektor Klaus Allofs sah den Verlust Özils, der Werder um die 15 Millionen Euro gebracht haben soll, nach der ansprechenden Leistung seiner Elf eher nüchtern. "Mesut ist gestern weggegangen. Man muss nicht alles auf ihn beziehen", betonte Allofs: "So spielbestimmend war Mesut ja nun auch nicht." Der spielerische Verlust wiegt schwer für Werder, doch Özil war eben noch weit davon entfernt, ein konstanter, kompletter Ausnahmespieler zu sein. "Diese Bedeutung als Dreh- und Angelpunkt hat er in unserer Mannschaft gar nicht gehabt. Das ist kein Nachtreten, aber er war noch nicht soweit", fügte Allofs hinzu. Mit dieser Gewissheit konnte den Bremern auch die Häme aus Richtung der "Königlichen" nichts anhaben, die in Person von Trainer Jose Mourinho lästerten, sie hätten Özil ja weit unter dessen tatsächlichem Wert ergattert. "Ein Spieler ist immer das wert, was ein anderer Klub bereit ist, zu zahlen. Wenn ein anderer mehr geboten hätte, wäre Mesut da hingegangen", sagte Allofs: "Man muss nicht immer alles glauben, was Mourinho sagt." Bremen hatte die nötige Geduld Özil war gestern, und damit hatten sich auch die Bremer Fans schnell abgefunden. Plakate oder Abschiedsgesänge - Fehlanzeige. Und ihre Mannschaft demonstrierte dann auch, dass sie den Verlust im Kollektiv kompensieren kann. Werder brachte die nötige Geduld gegen den defensiv ausgerichteten Gegner auf und ließ sich auch nicht irritieren, als Sampdoria durch freche Konter nur äußerst knapp am Torerfolg scheiterte. Die Treffer von Clemens Fritz (51.), Torsten Frings (67./Foulelfmeter) und Claudio Pizarro (69.) sollten den Einzug in die Gruppenphase der Königsklasse besiegeln. Suche nach einem Naldo-Ersatz? Vor 18 Jahren spielte Genua zuletzt in der Champions League, nun schien innerhalb von 18 Minuten der Traum geplatzt zu sein. Doch Schaaf hatte das dicke Ende schon kommen sehen: das 1:3 in der letzten Minute durch Giampaolo Pazzini - und das in Unterzahl. "Wir haben aus einem sehr guten Ergebnis ein gutes gemacht", sagte Schaaf, den dieser späte Lapsus ärgerte. Nun reicht den Italienern ein 2:0 im Rückspiel in einer Woche. Nicht zum ersten Mal, dass Werder es sich noch unnötig schwer macht. "Das ist wohl einfach Werder Bremen", stellte auch Fritz ein wenig ernüchtert fest: "Das wird jetzt ein ganz heißer Tanz in Genua."
Auf den hätten die Bremer eigentlich gerne verzichtet, fehlt ihnen mit Innenverteidiger Naldo doch weiterhin einer ihrer Besten auf unbestimmte Zeit. Für Werder bedeutet diese Baustelle vielleicht gar noch Handlungsbedarf vor dem Ende der Transferperiode. "Wir müssen sehen, was mit Naldo geschieht, und ob wir noch etwas machen müssen", kündigte Allofs an. Doch zumindest die Baustelle auf der Zehner-Position hatte sich am Mittwochabend von selbst erledigt.
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