26.01.2007, 16:05 | Suchen
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Düsseldorf - Michel Platini hat mit seiner "französischen Revolution" Uefa-Präsident Lennart Johansson gestürzt und Franz Beckenbauer mischt künftig als Exekutiv-Mitglied im Weltverband Fifa mit.
Auf dem XXXI. Ordentlichen Kongress der Europäischen Fußball-Union (Uefa) im Kongress-Zentrum der Düsseldorfer Messe entschied der 51-jährige Platini das Duell gegen den 26 Jahre älteren Amtsinhaber aus Schweden mit 27:23 Stimmen (zwei ungültige Stimmen) bereits im ersten Wahlgang für sich.
Johansson hatte seit 1990 an der Spitze des europäischen Kontinentalverbandes gestanden. Erstmals in der 52-jährigen Uefa-Geschichte wurde ein amtierender Uefa-Boss in einer Kampfabstimmung entthront.
Johansson wird Ehrenpräsident
Auf Vorschlag von Platini, der nach Jacques Georges zweiter Franzose an der Spitze des Kontinentalverbandes ist, wurde Johansson zum Uefa-Ehrenpräsidenten ernannt.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte von Anfang an dem Skandinavier seine Unterstützung zugesagt und sogar in den vergangenen Tagen vehement die Wahlkampftrommel für den Mann aus Stockholm gerührt.
Doch dies reichte nicht, obwohl es am Ende noch einmal sehr eng zuging.
Beckenbauer gewählt
Wesentlich lockerer wurde Beckenbauer gewählt. Per Akklamation wurde er als europäischer Vertreter ins Fifa-Exekutivkomitee berufen und trat die Nachfolge des ehemaligen DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder an.
Der Stuttgarter sitzt allerdings noch bis 2009 im Exko der Uefa. Im Mittelpunkt des Interesses stand allerdings die brisante Wahl um die Chefrolle in der Uefa.
Die Stimme versagte
In seiner sehr emotionalen Wahlrede versagte Platini am Ende sogar die Stimme: "Wir halten einen Schatz in unseren Händen: die beliebteste Sportart weltweit. Ich möchte diesen Schatz verteidigen, dass er zum Wohle aller gedeiht. Die Starken müssen den Schwachen helfen. Fußball ist ein Spiel, kein Produkt, ist Sport, kein Markt, zunächst ein Spektakel und kein Geschäft."
Auf dem Weg zum Mikrofon tätschelte Frankreichs ehemalige Nummer 10 freundschaftlich seinen Gegenkandidaten. Vor Bekanntgabe des Ergebnisses plauschten beide Bewerber auf dem Podium miteinander.
Nach Verkündung des Resultats meinte der neue Uefa-Boss: "Ich bin bewegt, gerührt und glücklich. Das ist der Beginn eines Abenteuers. Aber nicht nur für mich, sondern auch für Sie, Lennart. Ich brauche Sie", erklärte Platini und reichte Johansson symbolisch die Hand.
Platinis Wahlkampf trug Früchte
Platinis akribisch vorbereiteter langer Wahlkampf trug Früchte. "Platoche" hatte schon vor knapp zwei Jahren seine Kandidatur angekündigt und reiste zu zahlreichen Mitgliedsverbänden, um für seine Vision des europäischen Fußballs zu werben.
In der Schlussphase holte Johansson auch dank deutscher Unterstützung allerdings mächtig auf.
Platini hatte ganz auf die kleinen Verbände gesetzt und sich für größere Solidarität stark gemacht.
Neuer Kurs trotz wirtschaftlicher Hausse
Die Mehrheit der Uefa-Delegierten sprach sich dann für einen neuen Kurs aus, obwohl Johansson in seiner 17-jährigen Amtszeit die wirtschaftliche Hausse der Uefa mit der Einführung der Champions League eingeleitet und forciert hatte.
Die Mehrheit votierte aber für Reformer Platini. "Das Geld, das sie erhalten, ist kein Gefallen. Es ist ihr Recht, es zu erhalten", äußerte der Europameister von 1984.
Blatter in der Kritik
Als problematisch erwies sich für den einstigen Spielmacher der Equipe Tricolore die Wahlkampfhilfe von Fifa-Präsident Joseph S. Blatter.
Bei der Begrüßung zum Auftakt des Kongresses am Donnerstag hatte der Schweizer Weltverbands-Chef offen Partei für seinen langjährigen Berater ("Ich mache keinen Hehl daraus, dass meine Sympathien für Platini sind") ergriffen.
"Da fällt mir nichts mehr zu ein. Ich weiß nicht, was ihn da geritten hat", kommentierte Franz Beckenbauer.
Johansson verärgert über Blatter
Beim Bankett am Donnerstagabend in den Rheinterrassen machte Johansson aus seiner persönlichen Verstimmung kein Geheimnis.
"Eine Rede hat mir nicht gefallen", verkündete der Schwede und wies in seiner Ansprache zum Auftakt des Kongresses am Freitag nochmals auf die positiven Ergebnisse seiner Amtszeit hin.
Johansson appellierte, die Einheit der europäischen Fußballfamilie nicht zu gefährden, warnte vor den Gefahren wie Doping, politischer Einflussnahme und möglichen Manipulationsversuchen.
Platini wird ins Tagesgeschäft aktiv eingreifen
Im Gegensatz zu Johansson wird Platini seinen Wohnsitz an den Hauptsitz der Uefa ins schweizerische Nyon verlegen und wird auch in das Tagesgeschäft eingreifen.
Er will sich dafür einsetzen, den großen Verbänden künftig nur maximal drei statt vier Plätze in der Champions League zuzugestehen.
Platinis Wahl kommt Blatter entgegen
Dass sich Blatter eindeutig auf die Seite Platinis geschlagen hatte, lag auf der Hand. Da der Uefa-Boss automatisch Vize-Präsident der Fifa wird, käme Blatter eine Vertrauensperson wie Platini im mächtigen Exekutivkomitee des Weltverbandes sehr gelegen.
Schließlich war Johansson 1998 in Paris nicht nur Blatters Gegenkandidat, sondern gehörte zu den "Revoluzzern", die 2002 vor der WM in Südkorea und Japan den Aufstand gegen den Fifa-Boss probten - allerdings erfolglos.
Quelle:www.sport1.de | |