19.08.2012, 23:59 | Suchen
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| | | 20.08.2012, 01:22 |
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| | Ein Rasen in Morumbi, São Paulo,
13. August 2012
Ich war der Einzige, der noch geblieben war; die anderen hatten den Rasen bereits verlassen. Eigentlich hätte ich auch noch was mit dem Team trainieren können, aber da ich mich in den letzten Wochen ein wenig mit meinen Mitspielern angelegt hatte, versuchte ich das Trainingsgelände vorerst zu meiden. Vielleicht würden sie mich dafür noch bald rauswerfen; mir sollte es egal sein. Seit zwei Jahren nun spielte ich hier in São Paulo professionelleren Fußball, bei einem der kleineren Vereine: Dem ‚Clube Atlético Ypiranga’. Nichts besonderes, aber doch eine willkommene Abwechslung zu den staubigen Plätzen in der Favela. Vor gut einem Jahr hatten wir aufgehört auf dem Fußballfeld vor Juans Hütte zu spielen; nachdem es Juan erwischt hatte. Er hatte sich mehr und mehr mit den Jugendlichen in seiner Umgebung abgegeben; hatte angefangen zu klauen, um über die Runden zu kommen. An irgendeinem Abend, hatten sie sich mit einer der anderen Gangs in dem Viertel angelegt, so hatte man mir erzählt. Schüsse waren gefallen; Juan kam nicht durch. Die Stadtverwaltung nahm solche Fälle nur mit halbem Ohr auf; wenn überhaupt. Publik machen kam gar nicht erst in Frage; die Kriminalitätsrate hier war ohnehin schon groß genug und jeder der nicht ganz blind durch die Straßen lief wusste so oder so, was in der Favela abging. Während Lucas mittlerweile fester Bestandteil seiner Mannschaft war und erst vor wenigen Tagen in Paris angeheuert haben soll, haben Marcelo und ich eben bei Ypiranga angeheuert; kamen in den letzten Wochen wie erwähnt eher unregelmäßig zum Training. Ich schob den Lederball ein wenig vor mir her, versuchte auf die halb kaputten Pappfiguren, die zu Trainingszwecken an der Steinmauer, die den Rasen umgaben, angelehnt waren, zu zielen. Heute war mein 19. Geburtstag, doch ich machte mir nicht allzu viel draus. Lucas hatte versprochen, mich nach seiner Trainingseinheit hier abzuholen; er hätte noch etwas besonderes vor, hatte er gemeint. Bei meiner eigenen Trainingseinheit auf dem leeren Fußballrasen. Lucas: „Cardo, bom te ver. Leg den Ball weg und zieh dir was ordentliches an, ich hab noch was vor mit dir!“ Lucas stand grinsend am Geländeeingang. Er hatte sich bereits etwas schicker angezogen; seine Trainingsklamotten hatte er anscheinend bereits in seiner fetten Adidas-Sporttasche verstaut.
Ich hämmerte die Kugel noch ein letztes Mal gegen den halb abgebrochenen Kopf der rechten gelben Pappfigur und sprintete zum Ausgang hin. Lucas: „Komm, geh erstmal unter die Dusche; du bist ja verschwitzt wie sonst was.“
Das konnte man an meinem Real-Trikot auch unschwer erkennen. Es war immer noch das selbe, wie vor acht Jahren, nur das es mir mittlerweile auch größenmäßig passte. Ich hatte mich einfach nicht von trennen können und trotz der billigen Verarbeitung – schließlich war es auch kein Original – sah es dank meiner Pflege noch fast wie neu aus. Ich: „Mach ich sofort. Como vai? Wie war es in London? Wir haben viel zu reden.“ Lucas: „Mir geht’s gut so weit. Die letzten Tage waren ein wenig stressig; London, das Angebot aus Paris und das Ganze drum und dran. Bin froh, wieder hier zu sein.“ Ich: „Ich kann mir kaum vorstellen, dass du bald nach Europa gehst.“ Lucas und ich kannten uns schon seit unserer Kindheit und auch nachdem er vor zwei Jahren beim FC São Paulo zu den Profis hoch geholt wurde, hatten wir weiterhin zusammen gekickt. Dass er die Stadt nun doch verlassen würde, machte mich schon ein wenig traurig. Lucas: „Kopf hoch, Amigo; noch bin ich da. Die Saison spiel’ ich bei São Paulo noch fertig; wegen dem Turnier hab’ ich da eh schon lang genug gefehlt.“ Ich: „Stimmt, du hast noch was nachzuholen. Ihr müsst es noch in die Copa Libertadores schaffen; davor lass ich dich nicht von hier gehen.“ Lucas: „Ha, não se preocupe; die ist locker drin. Aber jetzt stehen erstmal zwei Geburtstage an, die zu feiern sind!“
Lucas und ich haben beide am selben Tag Geburtstag, nur wurde er ein Jahr vor mir geboren. Da er es mit der Nationalmannschaft bis ins Finale bei den Olympischen Spielen geschafft hatte, war er erst gestern wieder in São Paulo angekommen; bis eben hatte ich ihn noch nicht zu Gesicht bekommen. Für Lucas und seine Mannschaft gab es bei den Olympischen Spielen nur den zweiten Platz Ich: „Wenn du mir verrätst was ansteht, bin ich dabei.“ Lucas: „Nicht so ungeduldig. Mach dich erstmal fertig, dann wirst du es schon rechtzeitig erfahren.“ Mit einem freundschaftlichen Schulterklopfer schickte er mich dann erstmal Richtung Dusche und wartete weiterhin am Ausgang auf mich.
Vorsorglich hatte ich gleich ein paar Wechselklamotten mitgenommen, mir denen ich mich wohl eher zeigen konnte, als mit meinem durchgeschwitzten Real-Trikot. Frisch geduscht und umgezogen, bemerkte ich draußen, wie Lucas anscheinend sogar schon eine Limousine bestellt hatte. Lucas: „Komm, Cardo, steig ein! Vamos começar a festa!“ Ich wusste immer noch nicht wirklich, was mich heute noch bereiten würde, aber scheinbar hatte Lucas Größeres geplant, um seinen 20. und meinen 19. Geburtstag zu feiern. Lucas: „Deine Sporttasche kannst du erstmal auf der Sitzbank hinter dir ablegen; die wirst du heute erstmal nicht mehr brauchen.“ Ich: „Und kannst du mir jetzt denn vielleicht verraten wohin es geht?“ Lucas: „Ah… Na gut. Ich hab’ mir gedacht, wir klappern erstmal ein paar Bars und Clubs ab; mal sehen, was da so geht heute Nacht. Und dann… Mal sehen.“ Aussagekräftig war was anderes, aber ich wollte mich auch nicht groß beschweren.
Als erstes hielt unser schwarzer Wagen vor einem großen Nightclub, wobei wir Gusttavo Limas ‚Balada’ bereits von draußen in voller Lautstärke hören konnten. Das Nachtleben war viel eher Lucas Welt; nicht meine. Ich hatte einfach nicht genügend Geld, mir so viel Party zu leisten; bei Lucas war das etwas völlig anderes.
Der Türsteher schien Lucas bereits zu kennen; beim Einlass nickte er ihm nur freundlich zu. Als ich als nächstes an der Reihe war, wurde sein Blick allerdings schon etwas grimmiger; Lucas wusste aber auch dieses Problem schnell zu lösen. Lucas: „Deixe-o através de; er gehört heute zu mir.“
Beim Betreten des Clubs machte auch ich große Augen; kein Wunder bei dem, was einem drinnen geboten wurde. Lucas schien auch das bemerkt zu haben und grinste lediglich; für ihn war das Ganze wohl schon zur Gewohnheit geworden. Lucas: „Hab Spaß, Cardo. Die Drinks gehen heute auf mich.“ Ich: „Haha, tun sie das nicht immer?“ Der ‚Diquinta-Nightclub’ bot auch mir eine gute Atmosphäre zum Feiern
Schon nach wenigen Sekunden versammelte sich eine ganze Meute um Lucas herum; vermutlich alles irgendwelche reichen Freunde und Freundinnen, von denen ich noch nie gehört hatte. Die meisten schienen ihm einfach zum zweiten Platz und zum Geburtstag zu gratulieren und darauf zu hoffen, dass er ihnen was zu Trinken spendieren würde. Lucas: „Hey, hört mal eben zu! Ich würde gerne anstoßen auf meinen guten Freund Ricardo. Er wird heute 19, also feiert was mit ihm!“Das war dann wohl auch für mich der Startschuss. Nun begann sich auch um mich eine ziemlich große Ansammlung an Menschen zu versammeln; hauptsächlich Frauen, die wohl ein, zwei Jahre älter waren, als ich. Lucas: „Cardo, das ist Jaime, ich hab sie hier kennen gelernt, bevor ich nach London bin. Ich denke, ihr könntet euch klasse verstehen.“ Lucas grinste mir noch zu, verschwand in Richtung Menschenmasse und lies mich mit Jaime und ein paar anderen Frauen alleine stehen. Ich: „Ähm… Olá Jaime. Ricardo; freut mich dich kennen zu lernen.“ Jaime: „Mich auch. Meinen Namen kennst du ja bereits.“
Jaime wirkte zwar wie eine der klassischen reichen und verzogenen, jungen brasilianischen Frauen – wohl dem klassischen Publikum solcher Clubs – sah aber zugegebener Maßen ziemlich attraktiv aus. Ich: „Und Lucas und du, ihr-“ Jaime: „Ah, lass uns nicht reden, sondern tanzen!“
Und so zog auch der Rest des Abends schneller an mir vorbei, als mir lieb war; und auch Lucas schien seinen Spaß zu haben – Zumindest nachdem der Alkoholpegel auf ein angemessenes Niveau angestiegen war. Jaime konnte sich bewegen – keine Frage – und reden tat sie auch nicht viel; hätte mich vermutlich eh nicht sonderlich interessiert. Es war mein Geburtstag heute und das einzige was ich wollte, war ein wenig Spaß – und den konnte mir São Paulos High Society durchaus bieten.
Nach einer gewissen Zeit – es muss etwa kurz vor drei Uhr gewesen sein – hatte Lucas dann scheinbar keine Lust mehr auf das Diquinta. Mit einem kurzen aber dennoch unmissverständlichen Blick in Richtung Limo, deutete er mir an, wieder fahren zu wollen. Ich: „Nächster Club an der Reihe?“ Lucas: „Ora essa; wir fahren zu mir nach hause.“ Ich: „Zu dir nach hause? Wieso nach hause?“ Lucas: „Naja, ich habe mein Date für heut’ abend gefunden“, deutete mir Lucas mit einem kurzen Blick auf seine Begleitperson grinsend an, „und auch du scheinst dich mit Jaime bestens zu verstehen.“ Ich: „Ich weiß ja nicht; du meinst doch nicht, dass wir-“ Lucas: „Ach, não seja patético, wir wollen doch Spaß haben heute Nacht. Ich stell’ euch mein Gästezimmer zur Verfügung; mein Geschenk an dich für heute.“ Auch auf der Rückfahrt war für reichlich Luxus gesorgt
Und Lucas Gästezimmer war wirklich groß; genau wie das sich dort befindende Bett und eigentlich auch der ganze Rest seines neuen Hauses – der Begriff Villa wäre aber wohl passender. Er hatte sich das gute Stück erst vor gut einem Monat zugelegt; bei einem Spieler der rein vom geschätzten Marktwert her auf einer Ebene mit Weltstars, wie Fernando Torres, Iker Casillas, Bastian Schweinsteiger oder Zlatan Ibrahimović anzusiedeln ist, war das auch kein Wunder… | | 20.08.2012, 01:34 |
Beitrag #23 | |
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Schön geschriebener Text, die Idee ist auch gut aber nicht perfekt
Hat mich irgendwie nicht so gefesselt wie der erste Teil.
Juan hats also leider nicht geschafft. Du und Marcelo sind zu nem Club gekommen schön
Lucas wird bald für PSG auflaufen das hat doch auch was | | 20.08.2012, 02:47 |
Beitrag #25 | |
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Einfach nur klasse... Wieder super story ich freu mich schon auf mehr | | 20.08.2012, 10:31 |
Beitrag #26 | |
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Ein Klasse Text *.*
Lucas geht also - wie in der Realität zu PSG, du startest ganz unten... Wird spannend | | 20.08.2012, 12:09 |
Beitrag #27 | |
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Ein weltklasse Text. Ich freue mich schon auf mehr | | 20.08.2012, 22:19 |
Beitrag #28 | |
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Finde es gut so eine Art der Probleme reinzubringen, in Person von Juan, hat mir sehr gut gefallen
Auch dass du nun in einem richtigen Club spielst passte gut rein
Lucas hat also gemeinsam mit dir Geburtstag und feiert den mit dir, nett
Dazu dann die lange Partynacht, ein perfekter Abschluss
du genießt also den Tag und bald geht es auch für dich nach Europa oder weiter mit Sao Paulo | | 27.08.2012, 01:35 |
Beitrag #29 | |
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Lucas Villa, São Paulo,
14. August 2012
Das Dröhnen in meinem Kopf vom Restalkohol der letzten Nacht wollte auch heute nicht nachlassen. Die Sonnenstrahlen, die durch die beiden großen Fenster im Gästezimmer auf mein Bett schienen, hatten mich scheinbar aufgeweckt. Nur noch schwummrig konnte ich mich an das erinnern, was gestern noch vorgefallen war: Lucas hatte uns alle zu sich nach hause eingeladen, wir hatten zu viert noch eine Weile weiter gefeiert, ehe Jaime – zumindest war ich mir ziemlich sicher, dass das ihr Name war – und ich uns hier hin verzogen hatten; heute war ich aber alleine in dem riesigen Bett aufgewacht, das Lucas uns freundlicher Weise bereit gestellt hatte. Ein Blick auf den Wecker zu meiner Rechten verriet mir, dass wir es schon kurz nach 14:00 Uhr hatten; vermutlich war ich sogar der Einzige, der noch hier drinnen war. Langsam quälte ich mich aus dem Bett heraus; ich hasse aufstehen. Auf dem Boden lagen noch meine Sachen von letzter Nacht; ich sammelte alles auf und zog mich erst einmal an. Mein erster Weg sollte mich nach unten in Richtung Küche führen; als erstes könnte ich einen Kaffee gebrauchen, irgendwas um wach zu werden. Gleich als ich die Tür öffnete konnte ich allerdings schon erste Laute vom Wohnzimmer aus erkennen; der Fernseher schien zu laufen, was heißen musste, dass noch irgendwer hier sein musste – oder, dass Lucas mal wieder vergessen hatte ihn auszustellen. Lucas: „Bom dia, Cardo! Komm runter und spiel ’ne Runde mit“, hörte ich zugleich Lucas mich von unten zu sich rufen, lies den Kaffee warten und ging zu ihm ins Wohnzimmer. Lucas: „Ich mach’ das Spiel noch fertig und dann machen wir ’ne Runde gegen einander, okay?“ Lucas hatte sich auf dem Sofa vor seinem Wandfernseher breit gemacht und war gerade dabei eine Runde FIFA 12 zu zocken. Lucas beim FIFA 12 spielen im heimischen Wohnzimmer Ich: „Está bem; du weißt aber, dass du keine Chance hast!“ Lucas lachte nur und deutete mit seinem Blick an, dass ich mich auch hinsetzen solle.
Ich nahm auf den schwarzen Ledersessel, der zusammen mit dem Sofa die Sitzecke im Wohnzimmer bildete, Platz und starrte zusammen mit Lucas gespannt auf den Fernseher, um sein Spiel ein wenig zu verfolgen. Wie gewöhnlich hatte er sich den FC São Paulo zum spielen heraus gesucht und gerade mit „sich selbst“ das 2:0 gegen Corinthians erzielt. Lucas war kein allzu guter Spieler; zumindest wenn wir in größerer Runde spielten, zog er oftmals den Kürzeren. Lucas: „Ach, was haben die denn bitte für scheiß Schiedsrichter in ihrem Spiel?!“ Ich: „Hey, kann ich mir eben nen Kaffee machen in der Küche?“ Lucas: „Ja, ja, mach ruhig… Foda-se! Was steht da denn keiner?!“ Lucas beim FIFA spielen zuzusehen, war schon recht unterhaltsam. Allerdings führte ich mich dabei wahrscheinlich auch keinen Deut besser auf.
Immer noch halb verschlafen torkelte ich vom Sessel aus in Richtung Küche; als ich dort war, konnte ich meinen Augen aber nicht recht trauen. Da standen doch ernsthaft zwei unglaublich heiße und zudem noch sehr leicht bekleidete Frauen am Herd und schienen gerade am Kochen zu sein. So weit ich das von hinten beurteilen konnte, schien die eine Dame Jaime zu sein; die andere dann wahrscheinlich Lucas Date von gestern Nacht. Ich hätte vielleicht nicht allzu offensichtlich starren sollen, doch das war bei dem Anblick, der sich mir bot auch nicht gerade einfach. Auf jeden Fall muss ich ziemlich perplex ausgesehen haben, als sich die beiden plötzlich lächelnd zu mir umdrehten. Jaime: „Morgen Cardo; können wir irgendwas für dich tun?“ Ich: „Ähm… Ja… Ähm… Einen Kaffee wollte ich mir machen…“ Verdammt muss ich mich gerade dämlich angehört haben; zumindest deutete das schwer zu übersehende Grinsen der beiden darauf hin. Jaime: „Setz dich nur wieder drüben hin, wir bringen dir gleich einen.“ Ich: „Ähm… Obrigado…“ So lässt man sich doch gerne seinen Kaffee servieren
Immer noch mit großen Augen nahm ich wieder auf dem Ledersessel vor Lucas Fernseher Platz, bei dem bei seinem aktuellen 2:2 Zwischenstand alles auf Verlängerung oder Elfmeterschießen hindeutete. Lucas schien mein Gesichtsausdruck nicht entgangen zu sein, weshalb er mich auch lachend zurück begrüßte. Lucas: „Und, ist dir unser Besuch schon aufgefallen?“ Ich: „Naja, die beiden sind auch schwer zu übersehen.“ Lucas: „Kann gut sein. Das sind Vittoria und die andere…“ Ich: „Jaime.“ Lucas: „Ja genau; Vittoria und Jaime. Die hatten mich heute morgen so nett begrüßt und da konnte ich sie ja schwer einfach rauswerfen. Da hab ich mir einfach gedacht: ‚Mensch Lucas, behältst du die beiden doch noch was da; musst dir keine Pizza in den Ofen schieben und hast dazu noch was zu gucken’.“ Lucas musste dabei selbst anfangen zu lachen und ich auch. Ich: „Scheint ein guter Plan zu sein.“ Lucas: „Klar ist es das. Die beiden sind mit dem Mittagessen zwar schon etwas länger beschäftigt, aber was soll’s; wir haben ja Zeit.“
Kurze Zeit später kamen dann auch schon die beiden Damen zu uns rüber. Der Kaffee schmeckte miserabel und das Essen ebenso; aus Höflichkeit bedankte ich mich aber dennoch und gab mein bestes mir nichts anmerken zu lassen, was mir zumindest besser zu gelingen schien, als es bei Lucas der Fall war. Wir machten uns mit den beiden noch einen netten Nachmittag, ehe Lucas sie schließlich doch noch heim schickte. Ich: „Ich denke ich sollte auch langsam heim gehen“, meinte ich zu Lucas, kurz nachdem Vittoria und Jaime aus der Tür verschwunden waren. Lucas: „Okay, aber ich geh kurz was mit raus; hab den ganzen Tag nur rum gesessen. Ich brauch mal was frische Luft.“
Es war immer noch verdammt heiß draußen; genau wie die letzten Tage auch. Mein Auto hatte ich zuhause stehen, doch von Lucas aus bis zu meiner Wohnung war es auch nicht ganz so weit, so dass wir den Weg auch locker zu Fuß zurück legen konnten. Lucas Villa befand sich verständlicher Weise im reicheren Teil der Stadt; bis man die ganze Armut rings herum zu Gesicht bekam, dauerte es nicht lange. Nach etwa zehn Minuten kamen wir an einer kleinen Seitengasse an, wo gerade ein paar Erwachsene und Jugendliche dabei waren Fußball zu spielen. Fußball auf den Straßen São Paulos Lucas: „Hey, was meinst du; sollen wir nicht ’ne Runde mitmachen“, meinte Lucas fragend und sah dabei in Richtung der Fußball-Szenerie Ich: „Meinst du?“ Lucas: „Na klar mein ich das“, antwortete er noch und wandte sich zugleich an die Spieler: „Könn’ wir zwei noch einsteigen?“
Die vier Spielenden wirkten doch sichtlich überrascht, dass der wohl prominenteste Mensch in der ganzen Umgebung mit ihnen kicken wollten, nickten dann aber freundlich und teilten gleich die Teams neu ein; Lucas und ich sollten zusammen mit dem Jüngsten der vier zusammen spielen. Wir spielten gut zusammen; gewannen am Ende dann auch relativ überlegen. Für mich waren solche Straßenspiele immer noch fast alltäglich; für Lucas aber wahrscheinlich schon zu einer Rarität geworden. Vielleicht würde ich irgendwann auch davon weg kommen und in den etwas größeren Stadien auflaufen…
| | 27.08.2012, 01:41 |
Beitrag #30 | |
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Wow, wieder ein sehr guter Text. Die Aussicht in der Küche war ja sehr gut | | |