Spanien erneut Europameister
Der Weg der Iren, so beeindruckend wie er war, sollte um 22:38 endgültig beendet sein. Sie hatten in der Gruppe Italien und Kroatien hinter sich gelassen, im Viertelfinale Frankreich und im Halbfinale die Niederlange geschlagen und das mit einer sympathischen, aber fußballerisch beschränkten Truppe. Trapattoni hatte es geschafft, aus den wenigen technisch starken Stars und den aufopferungsvollen Arbeitern ein homogenes Team zu formen, dass mit exzellentem Konterfußball europäische Größen bis auf die Knochen blamiert hatte. Auf der anderen Seite standen die Spanier, die wie zuletzt 2008 und 2010 souverän durch das Turnier marschiert waren. Im Schnitt erzielten die Spanier 3 Tore pro Spiel und spielten dabei gegen hoch gehandelte Mannschaften wie Kroatien, Italien oder Polen. Auch hier hatte der Trainer es vollbracht, ein Team zu formen, nur dass er es mit mehr als einer handvoll Stars zu tun hatte. Jeder einzelne Spieler der Spanier ist bei seinem Klub Leistungträger, im krassen Gegensatz zu Irland.
Das Finale der Euro 2012 war mit großer Begeisterung erwartet worden, das Stadion in Kiew selbstverständlich ausverkauft und Occeana gab ihr bestes beim Singen der Eurohymne "Endless Summer". Es war also alles angerichtet für ein Fußballfest. Die Spanier begannen sofort ihr übliches Spiel und machten das Spiel mit viel Ballbesitz, bevorteilt durch die sehr tief stehende irische Mannschaft, welche zeitweise mit 8 Leuten im eigenen Strafraum standen. Ledlich McGeady und die beiden Stürmer pressten drauf, was die Spanier jedoch nicht sonderlich störte.
Richtig gefährlich wurde es jedoch erst nach 15 Minuten, als Xavi einen Lupfer über die unaufmerksame Abwehr spielte, Silva den Ball mit der Brust mitnahm und
eiskalt mit links ins lange Eck abschloss. Die Iren mussten daraufhin selbstverstänlich ihre eigene Hälfte und die Abwehr etwas offener gestalten, was den Spaniern aber gar nicht passte, da sie sich plötzlich mit einem unerwartetem Pressing konfrontiert sahen. So entstanden ungewohnte Ballverluste und die ein oder andere Konterchance für die Iren. Allerdings kamen weder Doyle noch Keane zum Abschluss, da Piqué und Martinez die beiden so gut wie in Manndeckung hielten.
Volle Konzentration auf den Ball: Kapitän Robbie Keane
In der 28. Minute waren es dann erneut Silva und Xavi, die Spanien weiter in Front brachten. Nach einer langen Ballstafette spielten die beiden einen Doppelpass und hebelten damit die komplette Hintermannschaft der Iren aus. Genau wie in der 15. Minute musste
Xavi nur noch trocken einschieben, dennoch kannte die Freude bei den Spanieren keine Grenzen und sie erdrückten den Mittelfeldregisseur beinahe beim Torjubel.
Mit dem Stand von 2-0 verflachte das Spiel zusehends und so ging es dann auch in die Pause. Die Mannschaft von Trapattoni wirkte bis zu diesem Zeitpunkt noch wie "Flasche leer". Jedoch sollte sich dies nach der Pause ändern. Der Italiener stellte auf ein offensiveres 4-4-2 um, indem er Gibson auf den rechte Flügel zog.
Damit hatten die Spanier in der zweiten Halbzeit einige Probleme, da die Iren sich auf den Flügeln und im Strafraum desöfteren körperlich durchsetzen konnte und so Casillas mehr Arbeit hatte, als ihm lieb war. Speziell Ramos und Martinez wirkten oft überfordert mit den hohen Flanken von Gibson und dem bärenstarken McGeady. In der 60. Minute traf Robbie Keane nach einem Kopfball nur die Latte und Whelan scheiterte mit dem daraus resultierden Distanzschuss am Pfosten. Die Zeit zwischen der 50. bis zur 75. wackelten die Spanier, konnten sich jedoch dann befreien und spielten wieder den Ball in ihren Reihen hin und her.
Auch die offensiven Wechsel beider Trainer, de Bosque wollte das entscheidende 3-0 und Trapattoni den Anschlusstreffer, konnten dem Spiel nicht mehr ihren Stempel aufrücken und so blieb es am Ende beim 2-0 und Spanien verteidigt damit, durchaus verdient, den Euromeistertitel und bestätigt ihre Rolle als absoluter Topfavorit. Damit geht auch eine "EM der Überraschungen" vorbei, wie TV-Experte Oliver Kahn feststellte zuende. Deutschland schied genau wie England, Italien, Russland und Titelträger von 2004 Griechenland bereits in der Gruppenphase aus. Dazu kamen Underdogs wie die Polen oder Irland sehr weit im Lauf des Turniers. Auch die Franzosen haben sich wieder rehabilitiert und zeigten, dass sie die Ära Domenech erfolgreich hinter sich haben. Dagegen offenbarte Holland unerwartete Schwächen in der Defensive und das zweite Gastgeberland, Ukraine, schied sang und klanglos in der Gruppe aus.