Der Fußballehrer Schaaf trennt Privates und Job streng, Homestories mag er nicht. Journalisten empfängt er im Weserstadion, aber nicht daheim in Stuhr-Brinkum vor den Toren Bremens. Dort bewohnt er seit seiner Zeit als Profi ein bungalowähnliches Haus. Schaaf ist dort Nachbar. Kein Star. Prunk sucht man vergeblich. Die Öffentlichkeit hält er fern von der Familie. Hier ist seine Oase, in die er sich zurückzieht vom Trubel. Was er dort genau macht, was er auf den Grill wirft und mit wem er ein Bierchen trinkt, ob er den Rasen mäht oder im Haushalt hilft - das geht die Öffentlichkeit nichts an. Dabei würde sie wahrscheinlich nichts Außergewöhnliches entdecken, weder im Kreis der Familie noch im Kreis der engsten Freunde, von denen kaum einer etwas mit Fußball zu tun hat. "So wie er auf der Arbeit ist, so ist er auch im Privaten", sagt Dieter Eilts. Man weiß, dass Schaaf sich gern bewegt in seiner Freizeit. Dass er joggt, dass er sich gern aufs Rennrad setzt, um sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. Dabei kann er entspannen, durchatmen, auch nachdenken. Viel mehr lässt er auch nicht nach außen dringen. Eilts schätzt an Schaaf dessen offene und ehrliche Art. Oft sehen sich die beiden inzwischen nicht mehr. "Aber ich weiß genau: er wäre immer für mich da, wenn ich ihn brauche." Ein guter Zuhörer sei Schaaf, sagt Eilts. "Er setzt sich wirklich mit dem auseinander, was man ihm erzählt." Thomas Wolter, lange zeit Zimmerkollege von Thomas Schaaf sagt: "Wir sind keine Kumpels, wir unternehmen nichts zusammen. Aber ich würde ihn unbedingt als Freund bezeichnen." Klaus Allofs, Werder-Sportdirektor, erklärt: "Wir fahren nicht zusammen in den Urlaub. Aber ich habe absolutes vertrauen zu Thomas. Vielleicht ist das sogar mehr als Freundschaft." Es ist geradezu unmöglich, im Werder-Dienstkreis jemanden zu finden, der den inzwischen dienstältesten Bundesligatrainer nicht über den grünen klee lobt. Als Mensch und als Trainer. Verlässlichkeit kommt immer vor in den Lobeshymnen. Vertrauen, Ernsthaftigkeit, akribische Arbeit, Humor. Gestandene Trainer der Liga haben sich Schaaf als Vorbild auserkoren. Und selbst aus München hört man viel Lob über den mann, der Werder zu einem der schärfsten Konkurrenten der Bayern gemacht hat. Schaaf selbst weiß um diese Anerkennung in der Branche. Er nimmt sie wahr. er sagt dann: "So etwas nimmt man gern an." nicht mehr und nicht weniger. Längst hat sich das Vorurteil erledigt, Schaaf könne nur in Bremen Erfolg haben. "Thomas würde überall klarkommen", sagen Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer und Eilts unisono. Gleichwohl passt es in Bremen besonders gut. und solange Schaaf das gefühl hat, dass die Vereinsführung seine Philosophie mitträgt, so lange wird er wohl weiter seinen Vertrag verlängern. Aufgewachsen ist Thomas Schaaf im Bremer Stadtteil Peterswerder in der Nähe des Weserstadions, geboren ist er in Mannheim. Als er im Kindergartenalter war, zog die Familie in den Norden. Vater Schaaf starb früh, große Sprünge konnte sich die Familie - Thomas, der ältere Bruder Peter und Mutter Tilly - nicht erlauben. "Es ist oft ganz schön knapp bei uns gewesen, Aber wir haben was draus gemacht", sagt Schaaf selber." Der Werder-Trainer, dem gerne eine typisch norddeutsche Mentalität nachgesagt wird, ist also eigentlich ein Kurpfälzer. Wenn er mit Verwandten spricht, insbesondere mit seiner Mutter Tilly, kann er von einem Moment auf den anderen in einen "Mannheemer" Slang wechseln. Dieter Eilts muss lachen: "Dann verstehst du garnichts mehr." Im Alter von elf Jahren wechselte Schaaf also in Werders Jugendabteilung. Er wurde für die jugendnationalmannschaft nominiert, später spielte er bei den Werder-Amateuren. Ab der Saison 1978/79 gehörte er zum erweiterten Profikader. Sein älterer Bruder peter galt als der talentiertere. Der war ein begnadeter Techniker, ein Schlitzohr, ein Torjäger. Doch nicht er, sondern Thomas, der Ruhigere, der unspektakuläre, setzte sich schließlich als Fußballprofi durch. . . . ___________________________ |